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Zwischen zwei Welten

 

Man kann nicht nicht kommunizieren. Wir verständigen uns die ganze Zeit: durch Mimik, Gestik und Sprache.

Bei uns in der Schweiz ist es üblich, dass sich Jungs in der Schule per Handschlag und Mädchen mit einer Umarmung begrüssen. In der Familie sind speziell zwischen Eltern und Kindern Umarmungen häufig, zwischen Geschwistern auch nicht selten. Zuhause spricht jeder seinen eigenen Kanton-/Dorfdialekt, mit welchem man aufgewachsen ist. Ist man dann bei Verwandten in der Deutschschweiz zu Besuch, begrüsst man diese meist mit 3 Küsschen auf die Wange

Durch die Globalisierung werden die Weltvölker immer stärker vermischt und es gibt nicht mehr nur eine einzige Kultur pro Land. Verschiedene Kulturen bringen verschiedene Kommunikationswege mit sich.  Je nachdem, von wo man kommt, werden Kommunikationen unterschiedlich wahrgenommen.

Um herauszufinden, welche kulturellen Unterschiede zwischen der Schweiz und Sri Lanka bestehen, konnten wir Frau Ravikumar befragen.

Frau Ravikumar, ihre Eltern kommen von Sri Lanka, haben sie noch einen grossen Bezug zur tamilischen Kultur?

Dadurch,  dass ich zu Hause nur Tamilisch spreche, ja. Ich lebe also sozusagen in zwei Welten, dazwischen ist eine kulturelle Mauer.

Sie haben zwei Schwestern, welche genau wie Sie selbst in der Schweiz geboren wurden. Sprechen Sie mit ihnen auch nur Tamilisch?

Nein, mehrheitlich spreche ich mit ihnen Deutsch, manchmal wird auch ein Gemisch daraus. Aber mit den Eltern nur Tamilisch.

Ist der Wechsel der Sprache vom Thema abhängig?

Generell nicht. Spreche ich aber von der Schule, zum Beispiel, spreche ich automatisch Deutsch. Kommt mir ein Wort auf Deutsch nicht in den Sinn, kommt es auf Tamilisch.

Gibt es in der Kultur Ihrer Eltern unterschiedliche Dialekte?

Lange kannte ich niemanden, der einen anderen Dialekt gesprochen hat, bis wir einmal jemandem begegnet sind und meine Mutter mir dann erklärt hat, dass sie in der Hauptstadt von Sri Lanka einen anderen Dialekt sprechen. Auch meine Lehrerin in der tamilischen Schule hat dies einmal erwähnt.

Sie haben also eine tamilische Sprachschule besucht?

Ja, 12 Jahre lang, immer Samstag- oder Sonntagmorgen, 2 Stunden, von 11 Uhr bis 13 Uhr.

Sie gehen ja jetzt ins Gymnasium. Wie begrüssen Sie dort Ihre Mitschüler?

Ich hasse das Umarmen, dass fühlt sich für mich komisch an. Deshalb begrüsse ich meine Mitschüler einfach mit einem „Guten Morgen“.

Wie begrüssen Sie dann Ihre Familienmitglieder?

Bei speziellen Gelegenheiten oder Abschieden bekomme ich von jedem Familienmitglied eine Umarmung und ein Küsschen. Das mag ich aber nicht sehr.

Wieso nicht?

Ich weiss auch nicht, früher mochte ich Umarmungen noch. Aber auch an Geburtstagen verstecke ich mich immer, um den Küsschen zu entgehen.

Was haben sie für Tipps für Europäer, die auf Sri Lanka reisen?

Die Welt wird immer offener und toleranter. Trifft man allerdings auf einen traditionell-denkenden Tamilen sollte man als männliche Person unter gar keinen Umständen eine weibliche Person umarmen. Als ich das lezte Mal in Sri Lanka war, hat niemand den Körperkontakt gesucht. Mein Onkel hat meinem Vater nur die Hand geschüttelt. Dies könnte aber auch daran liegen, dass ein kleiner Konflikt vorhanden ist.

Der minimale Körperkontakt hat aber nichts mit dem Glauben zu tun?

Nein, das ist wahrscheinlich eher kulturell bedingt.

Meine Mutter hat mir erzählt, dass unser Kastensystem früher so schlimm war, dass wenn ein Besucher einer unteren Kaste zu Besuch kam, keine Gläser hervorgenommen wurden, sondern Kokosschalen, um seine Verachtung auszudrücken. Auch ist es manchmal immer noch so, dass die Ehepartner von den Eltern ausgesucht werden. Dort wird sehr streng darauf geschaut, dass niemand aus einer anderen Kasten in Frage kommt.

Ist das heute immer noch so?

Nein.

Wenn die Ehepartner nicht selber ausgesucht werden durften, flirtete man dann überhaupt?

Es gibt immer Männer, die flirten. Es führt einfach zu weniger, es dient also mehr dem Spass als der Partnerfindung. Auch heute noch, wenn geflirtet wird, schaut man sich kaum in die Augen. Meiner Schwester ist es auch unangenehm, wenn sie jemandem zu lange in die Augen schauen muss.

Als ich das letzte Mal in Sri Lanka war, kamen des öfteren junge Männer zu meiner Schwestern und mir und fragten uns aus. Wie alt wir seien, von wo wir kämen, dass war ihre Art zu flirten. Sie begannen dann gemeinsam Liebeslieder zu singen und gingen fort.

Vielen Dank für das Interview, wir wünschen Ihnen alles Gute.

Fazit:

Für uns war es sehr interessant zu hören, dass wenig Körperkontakt in einem gewissen Masse auch zur tamiischen Kultur gehört. Es ist auch als Zuhörer, als würde man eine fremde Welt betreten. Dadurch, dass man versucht zu verstehen wie die andere Kultur funktioniert, leistet man einen wichtigen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und friedlichem Zusammenleben.

Vielen Dank, dass sie uns auf unserer Reise in den Osten begleitet haben. Ich hoffe, Sie haben genauso wie wir neue Erkenntnisse gewonnen und falls Sie jetzt noch nicht genug haben, machen sie doch auch noch unser Quiz zum Interview.

Vielen Dank und hoffentlich bis bald.

 

Teste jetzt dein Wissen über Frau Ravikumar und die tamilische Kultur:

Zwischen zwei Welten


 Wie gut hast du das Interview mit Frau Ravikumar über ihr tamilisches Erbe durchgelesen?

Teste hier dein Wissen!


Ravhina, Gabriela, Noemi

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